Presse
Wieder einmal gab es einen interessanten Vortragsabend in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit der Kreisgruppe Wilhelmshaven, der Reserve-Offizier-Gemeinschaft Oldenburg und der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik Sektion OL im Oldenburger Kulturzentrum PFL.
Am 22. Mai 2008 hielt Marianne Birthler, Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU), einen Vortrag über Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Arbeit ihrer Behörde. Erschienen war ein breit gefächertes Publikum aus allen Altersschichten, über 150 Personen wollten sich über dieses Thema informieren.
Marianne Birthler stammt selber aus der ehemaligen DDR, war dort seit 1986 aktiv in verschiedenen Oppositionsgruppen tätig und ab 1990 Mitglied der Volkskammer bis zur Auflösung des Parlaments. Am 29. September 2000 wurde sie mit überzeugender Mehrheit zur Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes (Stasi) der ehemaligen DDR gewählt.
Trotz der Aktenvernichtung durch die Stasi lagern insgesamt rund 112 Kilometer Schriftgut in den Archiven der BStU. Jeder Mensch hat das Recht, die Stasi-Unterlagen einzusehen, die die eigene Person betreffen. Bei der BStU beschäftigen sich derzeit 1.800 Mitarbeiter mit der Auswertung der Akten und die Wiederherstellung von "vorvernichteten" Akten, von denen noch 16.000 Plastikbeutel auf die Rekonstruktion warten. Die BStU bearbeitet die Anträge von Privatpersonen auf Akteneinsicht und stellt die entsprechenden Unterlagen zur Verfügung, wobei die Persönlichkeitsrechte Betroffener zu schützen sind.
Sie prüft Akten im öffentlichen Interesse auf Anfrage von Ämtern und Dienststellen, ob Personen, die jetzt Spitzenpositionen in Politik, Sport und Verwaltung innehaben, hauptamtlich oder inoffiziell für die Stasi tätig gewesen sind. Außerdem werden Akten wissenschaftlich für die historisch-politische Bildung aufgearbeitet.
Als wesentlicher Erkenntnis lässt sich wohl festhalten, dass nicht mehr als zwei Prozent der DDR-Bevölkerung offiziell oder inoffiziell für die Stasi tätig war, außerdem wurde keiner zur Zusammenarbeit gezwungen. Es lassen sich in den Akten aber auch viele Beispiele von Zivilcourage finden, bei denen Personen die Zusammenarbeit offen ablehnten.
Nach dem informativen Vortrag gab es noch ausreichend Möglichkeit für die Zuhörer, Marianne Birthler direkt Fragen zu dem Thema zu stellen.
Weitere Informationen zur BStU und zum Thema Akteneinsicht gibt es übrigens unter http://www.bstu.de./
Torsten Busch